Sinfonie Nr. 11 c-Moll

Als Du Wei im Frühjahr 2012 die ersten Takte ihrer elften Symphonie schrieb, war sie wieder von einer tiefen Depression betroffen. Sie war sich bewusst, dass sie mit der Krebsdiagnose, die sie bereits seit anderthalb Jahren im Sankt Gertrauden-Krankenhaus bekommen hatte und der dringenden Empfehlung der dortigen Ärzte zu einer Total-Operation eine reelle Chance hätte, noch einige Jahre zu überleben. Sie hatte die Entscheidung zu dieser Operation aus verständlichen Gründen bis zu einem Zeitpunkt hinausgeschoben, zu dem der Leidensdruck ihrer immer größeren Beschwerden sie den Entschluss fassen ließ, diese Operation an der Charité durch einen erfahrenen Chirurgen bald durchführen zu lassen.

Die elfte Symphonie ist die wohl mit Abstand traurigste Symphonie von Du Wei. In ihr lässt Du Wei ihr eigenes „memento mori“ entstehen. Ein vorgezogener Nachruf, der alle verpassten Chancen ihres Lebens und das Unglück umfassen, in ein Leben gestolpert zu sein, das scheinbar überhaupt nicht für sie bestimmt gewesen sein konnte.

 

Satz 1 – Allegro

Dieser, aus zwei Teilen bestehende Satz (erster Teil: Takt 1 bis Takt 135, zweiter Teil: Takt 137 bis Takt 302) beginnt noch fast heiter. Jedoch lassen die begleitenden Holzbläser eine melancholische, fast russisch anmutende Schwermut anklingen.

Im zweiten Teil folgt nach einem sehr feierlichen und getragenen Beginn durch die Streicher ein Abgleiten in die (Tag-) Träumerei zurück in die Kindheit. Wir sehen das kleine Mädchen im Kindergarten, wie es unter Anleitung der Erzieherin alte chinesische Kinderlieder singt. Ein Potpourri verschiedener Lieder lässt Du Wei unter auf-und absteigenden Tonleitern ihre Träumerei erklingen.

Dann plötzlich wütet ein Messer in ihrem Unterleib. Ein Schmerz so heftig, dass sie am Rande einer Ohnmacht ist, durchzuckt ihren Körper (Takt 250 bis Takt 272). Nachdem der Schmerz abgemildert ist, will sie alles schnell vergessen und die folgenden Takte in der Wiederholung der Anfangstakte zeugen von ihrer fatalistischen Zuversicht, dass doch noch nicht alles verloren wäre.

 

Satz 2 – Largo

in den Takten 305-430, eine getragene feierliche Melodienfolge, bringt Du Wei eine tief-traurige Melancholie zum Ausdruck, ihr hilfloses Schicksal beklagend. Nach diesem Lamento tritt mit Takt 431 eine Änderung ihrer melancholischen Grundstimmung ein, nachdem sie den Eindruck gewonnen hat, dass ihr Freund fest an ihrer Seite steht und ihr beisteht. Sie fühlt sich an die Hand genommen. Diesen Stimmungsumschwung drückt sie bis zum Ende des Satzes (Takt 477) durch Einfügung von fröhlichen Tonleitern eindrucksvoll aus.

  

Satz 3 – Largo

Mit der Wiederholung der Takte 305-348 des zweiten Satzes in den Takten 479-523 bestärkt Du Wei ihre traurige Melancholie, die jedoch tröstlich mit dem letzten Takt in den vierten Satz mündet.

 

Satz 4 – Moderato Semplice Ma Epressivo

Die ersten Takte vermitteln ein Stimmungsbild des vorsichtigen zuversichtlichen Optimismus, nachdem Du Wei mit ihrem Freund zu einem Vorbereitungsgespräch im September 2012 zu ihrer Operation in der Charité war. Dieser Optimismus hält bis zum Ende des Satzes und damit der Symphonie an.

 

Sinfonie Nr. 11 c-Moll-----------------19´34”

 

  1. Satz– Allegro-------------------8´00”­

 

  1. Satz– Largo---------------------6´53”

 

  1. Satz– Largo---------------------1´48”

 

  1. Satz–Moderato Simplice Ma Espressivo---------------2´04”

                      

Du Wei Sinf Nr 11 c-Moll - 1. Satz - Allegro - 1. u 2. Teil.mp3

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